Der von steilen Felswänden eingekesselte See gehört zum erweiterten Unesco-Weltnaturerbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch.
Der von steilen Felswänden eingekesselte See gehört zum erweiterten Unesco-Weltnaturerbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch. Credit: Swiss Image
Sponsored

Stufen so steil, als führten sie direkt in den Himmel

Die Via Alpina «Bärentrek» im Berner Oberland führt über sieben der schönsten Alpenpässe. Bären erblickt man auf der Tour zwar keine, dafür wilde Schluchten, stiebende Wasserfälle und imposante Gletscher. Eiger, Mönch, Jungfrau sind zum Greifen nah.

Caroline Doka

Der Bärentrek gehört zu den spektakulärsten Wanderungen der Schweiz. Er ist Teil des Fernwanderwegs Via Alpina. Der Abschnitt von Meiringen nach Adelboden-Lenk führt vorbei an imposanten Gletschern und schneebedeckten 4000ern und über sieben der schönsten Alpenpässe – stets begleitet vom Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau.

Die Wanderwege des Bärentreks sind gut ausgebaut, haben aber eine Portion Wildheit bewahrt. Für die sechstägige Wanderung mit 100 Kilometern Distanz und 8200 Höhenmetern benötigt man neben genügend Speicherplatz auf der Kamera Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine gute Kondition. Dank des Gepäcktransports kann mit einem leichten Rucksack gewandert werden.

«Der Bärentrek ist gut ausgebaut, hat aber eine Portion Wildheit bewahrt.»

Das Postauto bringt die Wandersleute von Meiringen hinauf nach Rosenlaui in die Gletscherwelt. Am Eingang der Rosenlaui-Schlucht erinnert das gleichnamige romantische Belle-Époque-Hotel an die Gründerzeit des Alpentourismus. In der mystischen Gletscherschlucht gurgelt derweil das eiskalte Wasser wild durch die Canyons. Später stürzt es als Reichenbachfälle in die Tiefe und fliesst aufmüpfig sprudelnd der Aare entgegen.

Einmaliger Blick auf die Eigernordwand

Der Bärentrek führt in entgegengesetzter Richtung über Alpwiesen und Moore zur Grossen Scheidegg hinauf. Links erhebt sich das Wetterhorn, dahinter ragen die Zacken der Engelhörner zum Himmel auf. Bald ist die Schwarzwaldalp erreicht, wo man sich auf der Terrasse des Berghotels stärken und eine hundertjährige Säge besichtigen kann. Auf 1962 Metern verbindet die Grosse Scheidegg Meiringen im Haslital mit Grindelwald im Tal der Schwarzen Lütschine.

Mit der Wengerenalp druch Wiesen mit leuchtende Alpenblumen und ab und zu ein Murmeltier, das unter lauten Pfiffen in einem Erdloch verschwindet.
Mit der Wengerenalp druch Wiesen mit leuchtende Alpenblumen und ab und zu ein Murmeltier, das unter lauten Pfiffen in einem Erdloch verschwindet. Credit: STST - STTP

Von der Passhöhe ist der Blick auf die Eigernordwand erhaben. Nirgends auf der Via Alpina kommt man der berühmt-berüchtigten Kletterwand so nahe wie zwischen Grosser und Kleiner Scheidegg. 1800 Meter ist sie hoch. Der Speed-Rekord des 2017 verstorbenen Extrembergsteigers Ueli Steck beträgt 2 Stunden 22 Minuten.

«Die Wandernden auf dem Bärentrek wollen keine Rekorde brechen, sondern geniessen.»

Die Wandernden auf dem Bärentrek wollen keine Rekorde brechen, sondern geniessen. Sie gehen gemütlich nach Grindelwald hinunter. Im familiären Viersternehotel Kirchbühl wartet schon das Gepäck. Im Spa kann man entspannen, sich in der Eiger-Stube an Spezialitäten aus dem Berner Oberland gütlich tun und später am Kaminfeuer in der Chemi-Stube den Tag ausklingen lassen.

Ins Tal der klaren Wasser

Von Grindelwald geht es zur Kleinen Scheidegg (2061 m) hinauf, dem Ausgangspunkt zum Jungfraujoch und dem Ziel des Jungfrau-Marathons. Das Bild des Läufertatzelwurms auf der Gletschermoräne vor der Jungfrau geht Jahr für Jahr um die Welt. Bald lässt man das touristische Getümmel hinter sich und wandert gemütlich über Alpwiesen bergab, Wengen entgegen. In der Ferne die rote Bergbahn, in den Wiesen leuchtende Alpenblumen und ab und zu ein Murmeltier, das unter lauten Pfiffen in einem Erdloch verschwindet. Im Hintergrund thront die Jungfrau und gibt den Wandernden Geleit.

Nach Wengen taucht der Weg ins Lichtschattenspiel der Bäume ein und führt auf verspielten Pfaden ins Lauterbrunnental hinab. Sprudelnde Bäche und stiebende Wasserfälle säumen den Weg. Der grösste davon ist der Staubbachfall. 300 Meter stürzt das Wasser in die Tiefe: Schweizerrekord. Das Tal zählt insgesamt 72 Fälle. Nach ihnen – das althochdeutsche «lutar» bedeutet hell, klar – ist das Lauterbrunnental benannt: Tal der klaren Wasser.

Am Ende der Welt

Eine Bergbahn bringt die Gäste nach Mürren hinauf. Die ehemalige Walsersiedlung liegt auf einer Sonnenterrasse am Fuss des Schilthorns. Zeigte sich der Bärentrek bisher sanftmütig, beginnt nun der wildere, alpine Teil. Steil, aber malerisch führt ein Zickzackweg bergauf, vorbei an der Spielbodenalp zur urigen Rotstockhütte, wo man sich für den weiteren Aufstieg mit Hausmannskost stärken kann.

«Sprudelnde Bäche und stiebende Wasserfälle säumen den Weg.»

Langsam ziehen sich Eiger, Mönch und Jungfrau zurück, dafür rückt die Sefinafurgga (2612 m) näher. Für viele ist dieser Pass der Höhepunkt der Tour. Er trennt das Lauterbrunnen- vom Kiental und beschert einen herrlichen Blick auf Schilthorn und Blüemlisalp. Die Strecke hat es in sich, man ist froh um Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Kondition.

Weitere Infos:

Die Tour kann beim Reiseveranstalter Eurotrek mit Gepäcktransport von Ende Juni bis Mitte September gebucht werden.

Etappen

Tag 1: Meiringen – Grindelwald

Tag 2: Grindelwald – Lauterbrunnen

Tag 3: Lauterbrunnen – Griesalp

Tag 4: Lauterbrunnen – Griesalp

Tag 5: Griesalp – Kandersteg

Tag 6: Kandersteg – Adelboden-Lenk

Von oben wirkt der Abstieg über Treppen und Schotterwege zur Griesalp furchterregend, ist aber letztendlich nicht schwierig. Hier fühlt man sich am Ende der Welt. Nur das Hupen des Postautos dringt manchmal bis in diese Einsamkeit.

Auf steilen Stufen zum Hohtürli

Die Königsetappe führt in einem langen, steilen Aufstieg von der Griesalp zum Passübergang Hohtürli (2774 m) zwischen Kien- und Kandertal. Es ist der höchste Pass des Bärentreks. Zuerst geht es über Wiesen, dann in einer Schotterlandschaft bergwärts. Am Schluss steigt man über Stufen die so steil sind, als führten sie direkt in den Himmel.

Im eisigen Öschinensee lockt eine willkommene Abkühlung – denn die Wanderung, auf der eine Distanz von 100 Kilometern zurückgelegt wird, ist durchaus schweisstreibend.
Im eisigen Öschinensee lockt eine willkommene Abkühlung – denn die Wanderung, auf der eine Distanz von 100 Kilometern zurückgelegt wird, ist durchaus schweisstreibend. Credit: swiss image

Dieser Aufstieg verlangt Kondition. Vielleicht hilft der Gedanke an den Hit «Alperose» von Polo Hofer? Er besingt darin eine Liebesnacht nach einer Bergtour auf die Blümlisalp. Nach einem Imbiss in der Blüemlisalphütte mit Traumblick auf Eiger, Mönch, Jungfrau, Schilthorn, Niesen und Thunersee steigt man auf den Moränen des Blüemlisalpgletschers zum Öschinensee ab. Der von steilen Felswänden eingekesselte See gehört zum erweiterten Unesco-Weltnaturerbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch. Ein Bad im Bergsee gefällig? Nur zu! Nach diesem eisigen Vergnügen wandert es sich beschwingt nach Kandersteg hinunter.

Auf der letzten Etappe schweben die Wanderer zuerst mit der Luftseilbahn von Kandersteg zur Allmenalp hinauf. Von dort geht’s hinauf zur Bunderchrinde (2383 m) zwischen Kander- und Engstligental und dann gemütlich hinunter nach Adelboden.

Der Bärentrek schlängelt sich durch spektakuläre Berglandschaften, vorbei an zahlreichen Wasserfällen und Seen.
Der Bärentrek schlängelt sich durch spektakuläre Berglandschaften, vorbei an zahlreichen Wasserfällen und Seen. Credit: ST

Die Bärentrek-Tour endet so lieblich, wie sie begann: Über Wiesen und Moorlandschaften führt der Weg auf den Hahnenmoospass (1950 m), dem letzten Übergang dieser Tour. Eiger, Mönch und Jungfrau sind nicht mehr zu sehen, dafür bezaubern jetzt Wildstrubel, Wildhorn und wilde Wasserfälle. Beglückt und etwas wehmütig schlendert man hinunter nach Lenk im Simmental, wo der Bärentrek endet – mit unvergesslichen Erinnerungen und bestimmt einem Bärenhunger.

Themenspezifische Specials

Mit themenspezifischen Specials, welche als zusätzlicher Zeitungsbund erscheinen, bietet Der Bund ihren Lesern regelmässig einen attraktiven Mehrwert.