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Im Gefängnis oder doch lieber im Glashaus?

Die Hotellerie lockt mit Baumhaus, Heustock oder Kapselzimmer. Welcher ausgefallene Schlafplatz hat es besonders in sich? Wir haben für Sie getestet.

Claudia Salzmann

Was in Japan Gang und Gäbe ist, hat in der Schweiz ebenfalls Einzug gehalten: Das Capsule Hotel eröffnete als erstes 2019 in Luzern, passenderweise, da sich dort in Nicht-Pandemiezeiten Scharen von Asiaten aufhalten.

Da ich eine Ausbildung in Luzern absolvierte und daher eine günstige Schlafgelegenheit suchte, kam auch mir dieses Angebot entgegen. Zudem habe ich in Japan solche Hotels genutzt und fand es aufregend. Mit einer Übernachtung in solch einer Kapsel reiste ich also in meine Reisevergangenheit zurück.

Eines vorweg: Mitbringen sollte man einen gut organisierten Koffer, damit man nicht ständig darin herumwühlen muss. Denn der Koffer hat keinen Platz in der Kapsel, man kann ihn draussen im Gang anketten oder wenn man mit wenig Gepäck reist, nutzt man die Schliessfächer. Die Toilette und Dusche muss man sich teilen, doch sie sind sauber und mit einer Matte ausgelegt. Die Preise variieren nach Nachfrage, für die günstigste Nacht habe ich 34 Franken bezahlt. Im Juli wurden alle Kapseln erneuert und neu sind 16 verfügbar.

Wer denkt, dass Kapseln nur für kleingewachsene Menschen taugen, liegt falsch: Das Bett ist 210 Zentimeter lang und 90 Zentimeter breit. Praktischerweise sind drinnen USB-Anschlüsse, zudem Deutsche und Schweizer Steckdosen, so kann man das Handy und Laptop laden. Gemütlich wird es abends, wenn die anderen Gäste mit teils noch offenen Türchen arbeiten oder mit Kopfhörer Serien schauen. Die grünen und blauen Lichter verleihen dem Raum ein futuristisches Ambiente.

Galaktischer Schlafraum

Futuristisch ist auch das Einchecken im Capsule Hotel, denn das tut man ganz ohne Menschenkontakt. Am Eingang gibt man seinen Code ein, den man nach der Buchung per Mail erhalten hat. So bekommt man einen weiteren Code für die Haustüre und den Schlafraum im 5. Stock. Die Lage des Hotels ist top, in wenigen Gehminuten ist man in der Altstadt, wo die meisten Sehenswürdigkeiten liegen. Wer viel Zeit im Zimmer verbringen will, bucht eher nicht hier. Doch falls man schlafen und arbeiten möchte, hat es einen Co-Working-Space neben der Küche. Dieser ist mit einer grossen Waldtapete dekoriert, was ein schönes Gegengewicht zum galaktischen Schlafraum gibt.

Es schläft sich gut auf den dünnen Matratzen. Beim Umdrehen muss man sich ein wenig gewöhnen, nicht zu fest mit den Armen auszuholen, denn sonst haut man gegen die Wand. Ohropax sind sicherlich für leichte Schläfer empfohlen, auch wenn in meinen dort verbrachten Nächten die anderen Gäste sehr rücksichtsvoll waren, keinen Lärm zu machen.

Capsule Hotel, Hirschengraben 40, 6003 Luzern

Winterwunderland im Kemmeriboden

Versteckt zuhinterst im Tal liegt das Dreisternehotel Kemmeriboden-Bad. Dieses führt Reto Invernizzi mit seiner Familie in der sechsten Generation. Mit innovativen Ideen fällt der Schangnauer seit Jahren auf und hat einen guten Ruf bis weit übers Emmental hinaus. Da vier Monate keinen Sonnenstrahl das Hotel berührt, wusste er, dass er seine Gäste mit etwas Speziellem hierherlocken muss. So baut Invernizzi mit seinem Team im Winter fünf Schneeiglus im Garten, das Winterwunderland wird jeweils – wenn das Wetter es zulässt – am 27. Dezember eröffnet. Der spezielle Winterzauber hat was für sich, denn hat es geschneit, ist das ganze Gelände rund ums Hotel romantisch beleuchtet. Im Sommer werden die Iglus abgelöst von Glamping-Zelten. Glamping bedeutet Glamour Camping. Als anderes Erlebnis bietet es sich an, in den Nebenhäusern des Hotels zu schlafen, beispielsweise im Heustock. Hinten ist das Heu, vorne der bewohnbare Teil des Zimmers, mit einem Bett und – ein Traum für alle Wasserratten – eine tolle Badewanne. Für Menschen mit Heuschnupfen ist dieses Zimmer wohl nicht empfehlenswert, doch gerade wurde der «Chässpycher», wo noch der Grossvater Käselaibe lagerte, zu Suiten umgebaut.

Kemmeribodenbad, Kemmeriboden 181, 6197 Schangnau

Schlafen wie ein Verbrecher

Ebenfalls eine Erfahrung wert ist eine Nacht im Gefängnis. In Thun hat im Schloss auch ein Hotel seine Türen aufgemacht, wenig sieht man noch vom ehemaligen Gefängnis. Besser erkennt man das Ambiente im luzernischen Barabas, wo die Zimmer teilweise noch die originalen Zellentüren haben. Dieses Gefängnis wurde 1862 gebaut und war bis 1998 in Betrieb. Beim Übernachten kommt ein echt mulmiges Gefühl auf. An der Rezeption wurde ich bei meinen zwei Übernachtungen jeweils überschwänglich und unglaublich nett empfangen. Während unten beim Empfang, beim japanischen Isakaia (einfaches japanisches Restaurant) alles sehr modern ist, ist bei den Zimmern eben vieles sehr ursprünglich geblieben. Die Zimmer sind witzig angepriesen, beispielsweise gibt es ein VIP-Verbrecherzimmer. Die Betten sind dann natürlich keine unbequemen Pritschen, sondern moderne Boxspringbetten. Die Hotelzellen variieren zwischen zwei und sechs Plätzen. In letzterem stehen Kajütenbetten, die dann wohl einem Haftaufenthalt doch näherkommen, weil man auf schmalen Betten schläft. Insgesamt gibt es 60 verschiedene Zellen. Mutige Leseratten buchen das Bibliothekszimmer mit vielen Kriminalromanen.

Barabas, Löwengraben 18, 6004 Luzern

Das Baumhaus in Murten

Das La Pinte du Vieux Manoir liegt in Murten an bester Lage am See. Seit Jahren allerdings ist das Luxushotel wegen eines Streits mit der Gemeinde geschlossen. Aber nicht ganz alles ist stillgelegt: Das Baumhaus mit dem Namen Glashaus beispielsweise. Dort oben hat man wegen der bodentiefen Schiebefenster einen 360-Grad-Ausblick. Keine Angst, die Privatsphäre ist dennoch garantiert, denn das Glas ist gold-reflektierend, also kann niemand ins Schlafzimmer gucken. Die Ausstattung ist durch ausgewählte Materialien wie Leder, Leinen, Messing und Holz sehr elegant. Im Sommer haben Gäste zum Logement einen privaten Seezugang mit Steg und einem Floss. Im Herbst zieht man sich gern in die Bibliothek mit Seeblick zurück. Die Preise haben es in sich, doch eine Nacht verschmolzen mit der Natur zu logieren, bleibt unvergesslich. Von Juni bis September kostet eine Nacht 830 Franken inklusive Frühstückskorb. Im Oktober und April bis Mai 780 Fr. und November bis März 650 Fr. inklusive Frühstückskorb und 3-Gang-Essen im Restaurant.

Vieux Manoir au lac, Lausannestrasse 18, 3280 Murten.

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