Der Zähringergarten erinnert daran, dass Neuenburg am Rhein im Jahr 1175 von den Zähringern gegründet wurde.
Der Zähringergarten erinnert daran, dass Neuenburg am Rhein im Jahr 1175 von den Zähringern gegründet wurde. Credit: LSG 2022 Neuenburg, Oliver Kühl
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Kultur und Natur im Dreiländereck

Die Zähringerstadt Neuenburg am Rhein liegt nur 25 km nördlich der Schweizer Grenze. Die Landesgartenschau, die hier ab Ende April stattfindet, wird deshalb auch viele Schweizer Gäste anlocken.

Artur K. Vogel

Die kleine Stadt Neuenburg im Bundesland Baden-Württemberg nennt sich seit fast fünfzig Jahren offiziell «Neuenburg am Rhein». Einst war der Rhein hier tatsächlich sehr präsent und bedrohlich: Ein Hochwasser spülte zum Beispiel 1525 die halbe Stadt samt gotischem Münster weg. Doch seit seiner Begradigung im 19. Jahrhundert befindet sich der Fluss rund 800 Meter von der Stadt entfernt, und dazwischen verläuft erst noch die Autobahn.

Jetzt rückt Neuenburg am Rhein wieder näher ans Wasser: Die Stadt mit ihren knapp 13 000 Einwohnern hat 2010 den Zuschlag für die 29. Baden-Württembergische Landesgartenschau (LGS) bekommen. Seither entstehen auf 23 Hektaren neue Parklandschaften, welche die eigentliche Ausstellung vom 22. April bis 3. Oktober 2022 überdauern und den Rhein wieder zugänglicher machen werden.

Die Rheingärten im Jahr 2021.
Die Rheingärten im Jahr 2021. Credit: LSG 2022 Neuenburg, Oliver Kühl

«Stadt.Land.Fluss.» lautet deshalb das Motto der Landesgartenschau. «Diese ist nicht nur eine grosse Sommerparty mit rund 2000 Veranstaltungen», erklärt Denise Wagner, bei der LGS für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Die Neugestaltung des Geländes «ist auch ein Teil der Stadtentwicklung».

Inszenierte Natur

Die Anpassung der Rheinwiesen war mit Gefahren verbunden: «Grössere Mengen Kampfmittel aus dem 2. Weltkrieg mussten geborgen werden», erzählt Wagner. Doch jetzt ist dort eine sorgfältig inszenierte Landschaft teils aus Naturwiesen, teils aus üppig bepflanzten Blütenbeeten entstanden, mit Aufenthaltsplätzen, einem Hain mit alten Obstbäumen und einem Spielplatz. Landwirtschaftliche Berufs- und Freizeitverbände präsentieren sich, und auf der Hauptbühne werden Konzerte, Theater und Vorträge stattfinden.

«Grössten Wert legt die Landesgartenschau auf die Themen Naturschutz, Nachhaltigkeit, Klimawandel und Regionalität.»

Der Uferbereich des Rheins wurde neu gestaltet. Während des Schaujahrs laden die RheinBar oder das Restaurant Rheinblick dort zum Verweilen ein. Im angrenzenden Amphitheater finden von April bis Oktober vielfältige Veranstaltungen statt, und man kann dort an ausgewählten Tagen unter freiem Himmel den Bund fürs Leben schliessen.

665 Meter lange Terrasse

Neben den Rheinwiesen verläuft eine neu gebaute, 665 Meter lange und 30 Meter breite Rheinterrasse mit Café, Schattendächern, Zirkuszelt, Restaurants, einem grossen Spielplatz und mehreren Gärten, unter anderem dem Zähringergarten. Dieser erinnert daran, dass Neuenburg am Rhein im Jahr 1175 von den Zähringern gegründet wurde, noch 16 Jahre vor der Schweizer Bundesstadt Bern. Alle zwölf Zähringerstädte werden einen Beitrag leisten und an ihre gemeinsame Geschichte erinnern, also auch jene in der Schweiz: Neben Bern sind das Burgdorf, Thun, Fribourg, Murten und Rheinfelden.

Anfahrt und Preise

Der Zutritt zur Landesgartenschau ist für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre gratis. Erwachsene zahlen 19 Euro für einen einmaligen Eintritt, 130 Euro für eine Dauerkarte. Die Landesgartenschau ist sowohl mit dem Auto als auch mit dem ÖV erreichbar: Die Ausfahrt der Autobahn befindet sich nahe dem Ausstellungsgelände, und es stehen grosse Parkplätze zur Verfügung, einige mit Ladestationen für E-Autos. Mit dem Zug ab Basel SBB mit Umsteigen in Mulhouse braucht man eine gute Stunde, ab Basel Badischer Bahnhof mit Umsteigen in Müllheim (Baden) ebenfalls. Ab der Schweiz sollen auch Busreisen organisiert werden. Wer länger bleiben möchte, findet in Neuenburg am Rhein und den Nachbarorten Müllheim und Badenweiler eine Reihe von Hotels für jedes Budget.

Durch zwei künstlerisch ausgestaltete Unterführungen unter der Autobahn geht der Hauptweg zum zweiten, kleineren Teil der Landesgartenschau, zum Stadtpark am Wuhrloch. Die Teichanlage des Wuhrlochs wird mit einem neu gestalteten Ufer, Renaturierung eines Baches und einer neuen Sitzstufenanlage herausgeputzt. Unter uralten Kastanien können sich Besucher in einem Biergarten verköstigen. Eine Veranstaltungsbühne, ein Mittelalter-Spielplatz, ein Skate- und Fun-Park, ein Boule-Platz, das Haus der Floristik mit zwölf wechselnden Blumenschauen und der Treffpunkt Baden-Württemberg ergänzen das Angebot.

Nachhaltig und Regional

«Grössten Wert legt die Landesgartenschau auf die Themen Naturschutz, Nachhaltigkeit, Klimawandel und Regionalität», sagt Denise Wagner. Natur- und Artenschutz, Bestandspflege, Habitate und die Biodiversität des Grundwassers erhalten besondere Aufmerksamkeit. Und eine Ausstellung des Senckenberg Museums für Naturkunde in Görlitz zum Thema Grundwasserökologie wird erstmals auf der Landesgartenschau präsentiert.

Zur Regionalität gehört auch, dass man «bewusst auf das Dreiländereck setzt», wie Denise Wagner sagt. Die Grenze zum Elsass verläuft direkt im Rhein, jene zur Schweiz ist nur 25 km entfernt. Das Elsass stellt sich in einem eigenen Pavillon vor. Und in der in die Natur integrierten Ausstellung «Kunsträume» finden sich Arbeiten von sieben zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern aus den drei Ländern, darunter eine Skulptur der Basler Bildhauerin Barbara Schnetzler.

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