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Tech-Investoren brauchen weiter Mut

Viele Gründe sprechen gerade gegen ein Investment in Technologieaktien. Das schafft Einstiegsgelegenheiten.

Thorsten Riedl

Cathy Wood bleibt sich treu. Die Welt kämpfe derzeit mit so vielen Problemen, hat die Fondsmanagerin jüngst erklärt. «Die Antwort darauf lautet Innovation», so die 66-Jährige, die sich als Gründerin der Gesellschaft ARK Invest und ihrer Fonds mit teils astronomischen Renditen einen Namen gemacht hat.

Zuletzt blieben die ARK-Fonds, die in Tech-Aktien investieren, weit zurück – bis vergangene Woche. Da haben Anleger allein am Dienstag gemäss Daten von Bloomberg so viel in die Fonds investiert wie seit Mai 2021 nicht. Ist die Tech-Rally zurück? Kaum. Dennoch lohnt sich jetzt ein Blick auf Hightech-Werte.

Die Lage für Technologieaktien ist alles andere als rosig. Gemessen am Novemberhoch bewegte sich der Nasdaq Composite Index, das Barometer vor allem für Tech-Titel, vergangene Woche erstmals in einem Bärenmarkt. Definiert wird dieses Umfeld durch einen Rückgang von 20% gegenüber dem Hoch. Zwei Drittel der mehr als 3000 Mitglieder des Nasdaq Composite haben im Vergleich zu ihrem Allzeithoch 25% oder mehr verloren, zeigt eine Untersuchung von Société Générale. 43% der Indexmitglieder haben demnach mehr als die Hälfte an Wert eingebüsst, ein Fünftel mehr als 75%. Rund 5 Bio. $ an Börsenwert wurden seit November vernichtet. Zuletzt stand es in der Finanzkrise 2009 so schlecht um Tech-Werte. Und das birgt damals wie heute Einstiegsgelegenheiten.

Viele Gründe für das Minus

Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig. Neben der unsicheren geopolitischen Lage macht Tech-Titeln die Sektorrotation zu schaffen: Nachdem sich die Zinswende in den USA bereits abgezeichnet hatte, haben Investoren High-Tech-Aktien aus dem Depot geworfen. Hohe Zinsen entwerten den künftigen Gewinn, vor allem von schnell wachsenden Start-ups. Zudem kostet es mehr, wenn sich solche, die oft noch mit Verlust arbeiten, verschulden müssen.

Die Teilung von Alphabet und Amazon

Eine Aktie von Amazon kostete am Dienstag mehr als 3200 $, eine von Google-Mutter Alphabet mehr als 2700. Vor allem für Kleinanleger wird der Kauf auch nur eines Titels damit schnell schwierig. Das erste Mal seit September 1999 will das Amazon-Management die Valoren deshalb zum 27. Mai im Verhältnis eins zu zwanzig splitten. Alphabet plant diesen Schritt für den 15. Juli im gleichen Verhältnis. Wer am Vorabend des Splits eine Aktie hat, besitzt am nächsten Tag zwanzig. Der Wert des Valors sinkt jedoch, so im Fall Amazon von jetzt 3200 $ je Titel auf 160. Sonst ändert sich durch den Schritt an den Fundamentaldaten der Unternehmen nichts. Dennoch hoffen Beobachter, dass auch der Kurs von Alphabet und Amazon an Fahrt gewinnt, allein weil der Aktiensplit den Kauf erschwinglicher macht. Allerdings können heutzutage über bei Kleinanlegern beliebte Broker wie Robinhood problemlos Teile von Aktien erworben werden. Apple hat ihre Valoren zuletzt im Sommer 2020 geteilt – seither ist der Kurs 33% gestiegen. Dafür verantwortlich sind aber in erster Linie die Ergebnisse des iPhone-Konzerns.

Ein Aktiensplit soll dem Amazon-Kurs Schub verleihen.
Ein Aktiensplit soll dem Amazon-Kurs Schub verleihen. Credit: Adobe Stock

Als wäre das nicht genug, belasten hohe Inflationsraten sowie der Mangel an Chips. Ein Blick auf die Verlierer im Nasdaq 100 zeigt, dass es 2022 besonders diejenigen zerrissen hat, die im Niedrigzinsumfeld der Pandemie gut dastanden. Der Kommunikationsanbieter Zoom Video etwa hat seit Anfang Jahr 35% eingebüsst, Docusign 40%. Die Aktien von Peloton haben ein Viertel nachgegeben, nur kurz beflügelt von Gerüchten, Apple, Amazon oder Nike planten eine Übernahme. Die gute Nachricht: Die Bewertung der Coronaüberflieger nähert sich nun wieder interessanteren Sphären. Die Zoom-Aktien haben seit ihrem Hoch im Herbst 2020 vier Fünftel verloren. Das Wachstum des Unternehmens verlangsamt sich. In einer Post-Pandemie-Arbeitswelt, die sich vielerorts zumindest zeitweise weiter zu Hause abspielen wird, sollten die Dienste von Zoom trotz starker Konkurrenz gefragt bleiben. Die Titel gehören nun genau wie die von Docusign auf die Beobachtungsliste. Mit der Software des kalifornischen Unternehmens lassen sich Verträge ­digital aufsetzen und elektronisch gegenzeichnen. Zuletzt hat Docusign zwei Mal enttäuscht. «Die Menschen kehren zwar in ihre Büros zurück – aber nicht zum Papier», sagte Docusign-CEO Dan Springer. Vom derzeitigen Papiermangel sollte das Unternehmen profitieren.

Auch PayPal und Meta verlieren

Mit PayPal, Netflix und Facebook-Mutter Meta finden sich in der Liste der grössten Verlierer drei Prominente. Für PayPal wird 2022 ein Übergangsjahr: Das Unternehmen bereitet eine digitale Geldbörse vor sowie die Möglichkeiten, Kryptowährungen zu erwerben und Dinge jetzt zu kaufen, aber später zu bezahlen. Netflix leidet unter stärkerer Konkurrenz. Meta wird noch immer für einen enttäuschenden Ausblick bestraft. Alle drei haben sich zudem aus Russland zurückgezogen. Momentan greifen nur Mutige zu.

Recht gut haben sich die übrigen Big Tech geschlagen. Amazon, Alphabet,

Apple und Microsoft sind seit 1. Januar zwar ebenso unter die Räder gekommen, haben aber weniger verloren als der Nasdaq 100. Mit einem Minus von knapp 6% für Alphabet und 3% für Amazon haben sich diese beiden unter den Grossen am besten geschlagen. Ihre Valoren notieren je um 3000 $, und beide planen in Kürze einen Aktiensplit. Zudem gilt es, die Verluste in Relation zu setzen. Die Aktien des Chipherstellers Nvidia etwa haben in diesem Jahr mehr als 15% verloren, seit Anfang 2021 betrachtet steht jedoch noch immer ein Plus von 90% auf dem Kurszettel. Bei Lam Research, Zulieferer von Anlagen für die Halbleiterindustrie, sieht es ganz ähnlich aus. Mit einem Minus von mehr als 25% seit Anfang Jahr zählt die Gesellschaft zu den grossen Verlierern, seit Anfang 2021 liegen die Titel aber mehr als 10% im Plus.

Vertrauen zurückerobern

Andererseits lehrt der Kurssturz von Facebook-Mutter Meta, wie schnell Anleger ein Investment fallen lassen, sollte ein Unternehmen die Erwartungen enttäuschen. Und es kann dauern, bis das Vertrauen zurückerobert ist. Cisco gilt als Beispiel aus der Dotcom-Blase. Obschon sich das Ergebnis des Netzausrüsters seit den Nullerjahren vervierfacht hat, notieren die Aktien weit entfernt vom damaligen Niveau.

Mit einem Minus von 11% seit Anfang Jahr, aber noch immer fast +30% seit Januar 2021 haben sich Cisco recht wacker geschlagen, vor allem dank des Themas Cybersicherheit. Dasselbe Thema hat die spezialisierten Sicherheitsanbieter Palo Alto Networks mit einem Zuwachs von 4% und Check Point Software mit +17% in die Reihe der besten Nasdaq-100-Titel dieses Jahr katapultiert.

Noch ist es zu früh, das Ende der Sektorrotation auszurufen. Die Analysten von Goldman Sachs etwa gehen davon aus, dass der Nasdaq bis zu 17% an Wert verlieren könnte, sollten die Notenbanker des Fed die Geldpolitik stärker straffen, um die Inflation zu bekämpfen. Der bisherige Jahresverlauf für Tech-Werte zeigt, dass sich die Grossen recht gut schlagen und Trendthemen gefragt sind. Ein Engagement in Technologiethemen verlangt jedoch weiter überdurchschnittlich Mut.

Erschienen in: Finanz und Wirtschaft, Nr. 23, 23. März 2022

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