Pink Ribbon 2022

«Chemotherapie ist nicht immer nötig»

Brustkrebs ist bei Frauen die häufigste Art von Krebs. Eine heimtückische Krankheit – doch neue Methoden der Behandlung geben Grund zur Hoffnung.

PD Dr. med. Christoph Tausch ist Direktor des Brust-Zentrums Zürich und auf die professionelle Abklärung und Behandlung von Brustkrebspatientinnen spezialisiert. Der Facharzt für Chirurgie begleitet Frauen seit über 30 Jahren im Kampf gegen bösartige Tumore. Im Interview klärt er über neue Entwicklungen und Errungenschaften in der Krebsforschung auf und erzählt, welche Unterstützung Betroffenen helfen kann.

Herr Dr. Tausch, beim Unispital Zürich heisst es: Krebs ist längst kein Todesurteil mehr. Inwiefern lässt sich diese Aussage auf ihr Gebiet übertragen?

Dr. Tausch: Glücklicherweise sterben heute weniger Menschen an Brustkrebs. Als ich zu arbeiten begann, starb noch jede zweite Frau an Brustkrebs – heute überleben zwei Drittel die Krankheit. Brustkrebs ist trotzdem heimtückisch: Im Gegensatz zu anderen Krebsarten kann es bei Brustkrebs auch nach zehn, fünfzehn Jahren noch zu einem Wiederauftreten des Tumors oder zur Bildung neuer Streuherde kommen.

Haben die Aktivitäten von Pink Ribbon Schweiz der letzten 14 Jahre dazu beigetragen, dass mehr Frauen zur Vorsorgeuntersuchung gehen?

Bestimmt. Solche Organisationen helfen enorm, eine Sensibilisierung herbeizuführen. Sie zeigen, dass es jede Frau treffen – dass diese Krankheit aber auch überstanden werden kann, gerade, wenn sie früh erkannt und behandelt wird. Das primäre Ziel einer Behandlung ist die Heilung – diese ist aber nur möglich, solange sich noch keine Ausbreitung der Krebszellen auf umliegendes Gewebe oder andere Organe gebildet hat. Früherkennung ist sehr wichtig.

Jährlich erkranken in der Schweiz 6200 Frauen an Brustkrebs – dass die Rate steigend ist, liegt auch an der immer höheren Lebenserwartung. Es ist die häufigste Form von Krebs bei Frauen. Ältere Frauen sind zu 80 Prozent häufiger betroffen als Frauen unter 50. Sobald sich Metastasen gebildet haben, ist der Krebs, nach heutigem medizinischen Standard, nicht mehr heilbar – dann werden Zweit- und Drittlinientherapien durchgeführt, um den Krebs einzudämmen.

PD Dr. med. Christoph Tausch ist Direktor des Brust-Zentrums Zürich und auf die professionelle Abklärung und Behandlung von Brustkrebspatientinnen spezialisiert.
PD Dr. med. Christoph Tausch ist Direktor des Brust-Zentrums Zürich und auf die professionelle Abklärung und Behandlung von Brustkrebspatientinnen spezialisiert.

Im Bereich der Krebserkrankungen wird intensiv geforscht. Was sind die aktuellen Trends der Brustkrebsstudien?

Es werden laufend neue diagnostische Möglichkeiten erforscht, um Brustkrebs frühzeitig zu erkennen. Es gibt neue Therapien, wie die Antikörper- oder die Immuntherapie, die auch das Wachstum von Tumoren hemmen. Sie sind, wie neuere Studien zeigen, teilweise effizienter und besser verträglich als die herkömmliche Chemotherapie. Auch fortgeschrittener Krebs wird durch neuere Langzeitbehandlungen – wenn auch nicht geheilt – so für lange Zeit gehemmt. Dabei wird angestrebt, eine Balance zwischen Lebensqualität und Krankheitsbekämpfung zu finden.

Heisst das, dass eine Chemotherapie nicht zwingend nötig ist?

In der Brustkrebsbehandlung verfolgen wir meist ein multimodales Konzept. Das heisst, den Krebs mit mehreren Therapien gleichzeitig zu bekämpfen. Meist beinhalten diese die operative Entfernung des Tumors, die Strahlentherapie und eine medikamentöse Behandlung. Aber die medikamentöse Behandlung muss nicht immer eine Chemotherapie sein. Es werden je nach Tumortyp, Alter der Patientin und Ausbreitung der Erkrankung auch andere Substanzen wie die Hormontherapie und die Immuntherapie eingesetzt. Bei fortgeschrittener Erkrankung sind die Behandlungen enger an den individuellen Krankheitsverlauf der Patientinnen gebunden.

Die Mastektomie, also die Amputation der Brust, ist ein besonders emotionales Thema. In welchem Fall kann die Brust bei der Entfernung des Tumors erhalten bleiben?

Bösartige Tumore können in 60 bis 70 Prozent aller Fälle brusterhaltend operiert werden. Eine vollständige Entfernung ist dann nötig, wenn mehrere Tumornester über die Brust verstreut liegen oder wenn trotz Vorbehandlung ein Tumor nicht genug verkleinert werden kann. Aber mit den Methoden der modernen plastischen Chirurgie ist bei den meisten Frauen ein sofortiger Wiederaufbau der Brust möglich.

Brustkrebs ist leider weit verbreitet. Wie können Betroffene unterstützt werden und was ist für die Genesung förderlich?

Gerade neuere Studien zeigen, dass ausreichende Bewegung die Medikamente der Antihormontherapie verträglicher machen. Die Psyche der Patientinnen darf im Rahmen der Vielzahl an Behandlungen nicht vernachlässigt werden. Psychoonkologische Unterstützung ist ein Bestandteil unserer Betreuung, damit die Frauen die Krankheit besser bewältigen können. Positive Erfahrungen sind wichtig – so auch ein Gemeinschafts- und Solidaritätsgefühl, wie es durch die Aktionen von Pink Ribbon vermittelt wird.

20 Minuten unterstützt die Aktivitäten von Pink Ribbon Schweiz – denn in der aktuellen Corona-Krise erhält der Solidaritätsgedanke einen noch höheren Stellenwert als zuvor. Durch tolle Events, spannende Auktionen und interessante Interviews mit Stars, Betroffenen und Ärzt*innen wollen wir dem wichtigen Thema Brustkrebs eine Plattform bieten.

Trag auch du mit deiner Spende dazu bei, dass Pink Ribbon Schweiz wichtige Awareness-Projekte und Solidaritäts-Events für Brustkrebsbetroffene weiterführen kann.

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Dieser Beitrag wurde von Commercial Publishing in Zusammenarbeit mit Pink Ribbon erstellt. Commercial Publishing ist die Unit für Content Marketing, die im Auftrag von 20 Minuten und Tamedia kommerzielle Inhalte produziert.